Ouessant - der westlichste Zipfel Frankreichs

Weiter geht unsere Inselreise: Die Île d’Ouessant, westlichster Punkt Frankreichs, ist die größte Insel des Finistère – und gemeinsam mit der Île de Sein vielleicht auch die poetischste. Unzählige französische Chansons besingen ihre raue Schönheit.

Atemberaubende Felsformationen, wilde Buchten, windumtoste Klippen und eine farbenfrohe Vegetation erwarten Sie auf der Île d’Ouessant. Hinter jeder Ecke offenbart sich eine neue Facette dieser außergewöhnlichen Insel. Ihr Charme ist dabei eher zurückhaltend – wer sich ihr mit offenen Sinnen nähert, wird mit einer stillen, tiefen Schönheit belohnt.

Die Île d’Ouessant liegt gut sichtbar vor der Landzunge bei Brest, nahe der Pointe Saint-Mathieu. Eine kleine Nachbargruppe weiterer Inseln begleitet sie westlich der bretonischen Küste. Ouessant besitzt sogar einen eigenen Flughafen, der von Brest aus zwei- bis dreimal pro Woche durch Finist’Air angeflogen wird.

Die Insel ist ständig der vollen Wucht des Atlantiks ausgesetzt. Zwei der gefährlichsten Meeresströmungen Europas toben rund um Ouessant. Als Reaktion auf zahlreiche Schiffsunglücke installierte die französische Marine in den 1990er Jahren die größte Schiffsradaranlage der Welt – seither werden rund 60.000 Schiffe jährlich von hier aus sicher um das Inselgebiet geführt.

Trotz dieser Dramatik bleibt Ouessant ein Ort des Friedens. Auf einer Fläche von 8 x 4,5 Kilometern verteilen sich die kleinen Häuser mit blauen Fensterläden gleichmäßig über die Landschaft. Selbst in der Hochsaison bleibt die Insel angenehm ruhig und bietet jedem Besucher ein ganz persönliches Lieblingsplätzchen.

Der Wind ist allgegenwärtig – wie auf der benachbarten Île de Sein. Die Wellen sind selten ruhig, häufig hingegen wild und mächtig. Die Überfahrt mit der Fähre kann daher zum Abenteuer werden: Ich selbst habe bei hohem Seegang jauchzend an Deck verbracht, klitschnass, aber voller Glück – festgeklammert an alle erreichbaren Relingstangen.

Ein Besuch der Île d’Ouessant in den raueren Jahreszeiten ist immer ein Abenteuer. Nicht selten sitzt man für Tage auf der Insel fest, weil keine Fähre mehr ablegt und auch der Flugbetrieb eingestellt wird. Wer das pure, wilde Bretagne-Gefühl erleben möchte, findet hier genau das.